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Bessere Investitionsentscheidungen mit dem Bottom-Up-Ansatz

Bessere Investitionsentscheidungen mit dem Bottom-Up-Ansatz

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Hast du dich mal gefragt, wie genau unsere Unternehmen beeinflusst werden, wenn Europa, Amerika und Asien bei ihren Treffen irgendwelche Deals aushandeln? Während Politiker versuchen aktiv die Wirtschaft zu lenken, gibt es auch andere schwer vorhersehbare Entwicklungen, die ebenfalls Einfluss auf die Wirtschaft nehmen. Nennen könnte man bsp Pandemien, Konflikte oder auch die Entwicklung unserer Gesellschaft.

Soweit so gut, aber wie lassen sich dadurch Entscheidungen für unsere Investitionen treffen?

Sind Prognosen zu solchen Entwicklungen und deren Auswirkungen zuverlässig genug, um sie für unsere Investitionsentscheidungen zu nutzen?

Wir können es jedenfalls nicht. Dennoch sind die Antworten solcher Fragen der Startpunkt, an dem so genannte Top-Down Investoren loslaufen.

Was genau ist dieser Top-Down Ansatz und wo sind die Herausforderungen dabei?

Top-Down Ansätze gehen die Probleme von ganz oben an. Zunächst wird ein Problem im Gesamtkontext dargestellt. Von hier aus gehen Prozesse und Entscheidungen in alle Richtungen nach unten.

Für viele Anleger, darunter auch Profis und Institutionen, ist der Top-Down Ansatz der Standardweg schlechthin. Wenn Analysten also mögliche Investitionen aus Top-Down Sicht analysieren, fängt das Spiel oft bei der Makroökonomie an.

Ganz grob gesagt, ist die Makroökonomie ein Beobachter von vielen Wirtschaftssektoren auf einmal, also auf gesamtwirtschaftlicher Sicht. Sie schaut sich an, wie sich die Sektoren zueinander verhalten und sich aufeinander auswirken.

Der Analyst fragt sich im ersten Schritt, welche Ereignisse eintreffen könnten und wie sich das auf die Gesamtwirtschaft auswirken könnte. Von hier aus werden die Folgen auf verschiedene Wirtschaftszweige heruntergebrochen, und dann im nächsten Schritt auf einzelne Unternehmen.

Das Probleme dabei ist, dass ein Blick in die Zukunft der Gesamtwirtschaft schon schwer genug ist. Noch schwieriger wird es dann abzuschätzen was mit den Sektoren und einzelnen Unternehmen genau passieren wird. Große Institutionen beschäftigen ganze Armeen von klugen Köpfen, um diese komplexen Fragestellungen zu beantworten.

Um am Aktienmarkt mit dieser Strategie zu gewinnen, musst du also bessere Prognosen treffen und schneller sein als diese sehr gut informierten Leute. Im Prinzip musst du die Fähigkeit besitzen in die Zukunft zu schauen.

Es könnte ja sein, dass Du schaffst, gesamtwirtschaftliche Themen gut zu verstehen und runterzubrechen. Da unsere Welt aber dynamisch ist, können sich Eingangs- und Ausgangssituationen schnell ändern.  Dann fängt dein Spiel wieder von vorne an. Ein weiteres Problem ist, dass es dir leicht entgehen kann, sollte sich etwas am einzelnen Unternehmen ändern, weil dein Fokus auf den Ebenen darüber liegt.

Im Gegensatz dazu laufen wir beim Value Investing von der anderen Seite aus los. Wir fangen mit der fundamentalen Analyse des Unternehmens an und ziehen von unten nach oben aus unsere Schlüsse. Wieso möchten wir an dieser Stelle das besonders betonen? Weil eben das Unternehmen der Kern jeder Investition ist. 

Dieser Ansatz wird auch Bottom-Up Ansatz genannt. Makroökonomische und komplexe Prognosen sind bei Beginn der Analyse nicht nötig.

Du fängst an mit vorhandenen Zahlen und Fakten, das Unternehmen aus Sicht der Vergangenheit und der Gegenwart zu analysieren. Wie nachhaltig ist das Geschäftsmodell? Wie groß sind die Wettbewerbsvorteile und so weiter. Hast du das Unternehmen erstmal verstanden, weißt du, womit du es zu tun hast. Hier findest du die Gründe, warum du genau in dieses Unternehmen investieren solltest oder auch nicht. Im Gegensatz zum Top-Down Investor weißt du direkt, wann du eines Tages nicht mehr investiert sein solltest, sollten diese Kriterien an das Unternehmen sich ändern.  

Wie sieht das Ganze in zwei Beispielen aus:

Top-Down Investor Thomas beschäftigt sich mit der aktuell wütenden Pandemie. Er geht davon aus, dass die großen Nationen bald Billionen-schwere Rettungspakete schnüren werden und massig Geld in die Wirtschaft pumpen werden. Soweit so gut. Um daraus aber konkrete Schlüsse ziehen zu können, muss er beispielsweise folgende Fragen beantworten:

  • Wie genau wirkt sich die Pandemie weiter auf die Weltwirtschaft aus?
  • Wie lange wird die Pandemie anhalten?
  • Wie werden sich Hilfen in verschiedenen Branchen auswirken?

Er vermutet, dass die Inflation bei den Geldsummen steigen wird und die Anleger in Assets wie Gold flüchten werden. Hieraus möchte er Kapital schlagen. Doch nun musst er die nächsten Fragen beantworten:

  • Wird es wirklich eine Inflation geben?
  • Wann wäre es so weit und wie stark wird sie ausfallen?

Thomas hat sich durch diese komplexen Themen gefuchst und ist sich am Ende sicher: Aktien von Goldmienen werden von der Inflation profitieren und steigen. Er beschließt hier einzusteigen. Wie die einzelnen Unternehmen fundamental aufgestellt sind und ob der Aktienpreis gerechtfertigt ist, vernachlässigt er.

Denkst du, dass Thomas all solche Fragen korrekt und präzise beantworten kann?

Diese komplexen Fragen stehen für Investorin Miriam erstmal im Hintergrund. Ihr ist der Getränkehersteller Leo-Limo aufgefallen, der seit vielen Jahren steigende Umsätze und Gewinne meldet. Sie interessiert sich zunächst nur fürs Unternehmen. Der Burggraben, also der Wettbewerbsvorteil, zur Konkurrenz scheint riesig. Das Unternehmen ist gering verschuldet. Zudem kommt ein stabiles Management, das mit seinem Geld umzugehen weißt.

All diese Informationen stehen in vergangenen Geschäftsberichten und Nachrichten. Auf den aktuellen und vergangenen Zahlen errechnet sie sich mit wenigen Annahmen einen intrinsischen Wert. Der Abstand zum Preis entspricht ihrer Sicherheitsmarge. Aus den Zahlen der Vergangenheit sieht sie, dass das Unternehmen Krisenzeiten erfolgreich überstanden hatte. Miriam ist sich sicher, dass sie hier zuschlagen kann. 

Du hast sicher den Unterschied gemerkt. Klingt Thomas oder Miriams Weg plausibler? Welche Fragen würdest du lieber beantworten wollen? Und wessen Prognosen würdest du eher Glauben schenken?

Natürlich spielen makroökonomische Faktoren eine große Rolle, jedoch solltest du als Value Investor immer zuerst das Unternehmen selbst kennenlernen. Denn genau das ist am Ende der Kern deiner Investition. Hierzu findest du schnell Zahlen und Fakten, die deine Analysen untermauern.

Fällt das Unternehmen quantitativ oder qualitativ raus, kann dir alles andere egal sein. Passen die Infos zu deinen Kriterien, kannst du im nächsten Schritt dir Gedanken um die Branche und die Ebenen darüber machen.

Also kurz gefasst: Bottom up!