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Risiko für einen Value Investor

Risiko für einen Value Investor

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Beim Thema Investieren begegnet man zwangsweise dem Begriff Risiko. Sei es beim Lesen eines Finanzartikels oder in einem Gespräch über Aktien auf einer Party. Risiko ist ein sehr wichtiger Faktor, um zu entscheiden, ob man eine Aktie kauft oder nicht. Es bestimmt letztendlich, ob man eine Anlage als Investition oder Spekulation bezeichnen kann. Doch was genau ist Risiko im Zusammenhang mit Investieren?

Eine etablierte Definition von Risiko in der Finanzwelt und in der akademischen Welt ist „Beta“. Beta vergleicht die vergangenen Preisschwankungen eines Wertpapiers zum Markt. Aktien mit einem hohen Beta-Wert tendieren dazu, bei einem Marktaufschwung stärker im Preis zuzunehmen als der Markt. Allerdings nimmt der Preis beim Marktabschwung tendenziell auch stärker ab.

Auf diese eine Zahl verlassen sich viele professionelle Anleger als Teil des Risikomaßes des Capital Asset Pricing Modells, um wichtige Entscheidungen am Finanzmarkt zu treffen. Auch in der akademischen Welt wird Risiko als Beta gelehrt.

Dabei betrachtet Beta das Risiko rein aus Sicht des Marktpreises. Welches Unternehmen hinter der Aktie steckt oder welche Entwicklung die Konjunktur nimmt ist dabei völlig egal. Wahnsinn, dass eine einzige Zahl eine gesamte Risikobetrachtung so einfach ersetzen kann.

Versuchen wir nachzuvollziehen, inwiefern ein hoher Beta-Wert ein großes Risiko beim Anlegen bedeutet.

Angenommen wir besitzen eine volatile und nach der Beta-Definition somit eine risikoreiche Aktie. In welcher Situation wären die Preisschwankungen schlecht für uns? In dem Fall, dass der Preis stark runtergeht und wir die Aktien verkaufen müssen, weil wir vielleicht dringend Cash brauchen. Das Risiko ist hier deutlich und legitim. Aber was ist, wenn wir die Aktie nicht verkaufen müssen und sie langfristig halten können? Dann kann uns die Volatilität doch egal sein, oder? Der vermeintliche Verlust ist ja nicht realisiert. Es wäre nur ein Risiko, wenn die Aktie auch langfristig verliert und wir dann irgendwann liquidieren müssen. Wir haben es also zu einem gewissen Maße selbst in der Hand, wie risikoreich die Volatilität für uns ist.

Betrachten wir die Situation, dass wir die Möglichkeit haben, eine volatile Aktie zu kaufen. Angenommen der Preis für VW fällt von 100€ auf 50€, wohingegen der Markt in dem Zeitraum gleichgeblieben ist. Laut Beta-Modell wäre die VW-Aktie mit günstigerem Preis risikoreicher. Ist es echt riskanter, VW-Aktien für 50€ zu kaufen, als für 100€? Da passt doch was nicht.

Für einen professionellen Vermögensverwalter sieht es etwas anders aus. Denn auch der nicht realisierte Verlust ist wichtig und schlechte Werbung für ihn– Investoren würden ihr Kapital bei schlechten Zahlen rausziehen und den Verlust gegen den Willen des Verwalters somit realisieren. Und wie wir wissen, kassiert der Profi bei einem schrumpfenden verwalteten Kapital auch weniger Geld. Im Gegensatz zum Privatanleger kann er deshalb Abschwungphasen von volatilen Aktien nicht absitzen und hat mehr zu verlieren. Volatilität scheint für professionelle Anleger also ein ganz gutes Risikomaß zu sein. Je weniger volatil, desto sicherer verdient er gutes Geld über fixe Fond-Gebühren.

Und warum wird Risiko als Beta an Universitäten gelehrt? In der akademischen Welt leben wir in einer rationalen Welt mit einem effizienten Markt. Wir gehen davon aus, dass alle Abläufe und Finanzentscheidungen rein rational und effizient ohne Einfluss von Emotionen erfolgen. Die Realität sieht da leider anders aus.

Nun, was könnte Risiko jetzt sein, wenn Beta zumindest für uns Privatanleger nicht geeignet ist? Wenn man überlegt, besteht das Risiko einer Investition doch aus der Wahrscheinlichkeit und dem potentiellen Betrag eines Verlustes. Also wie wahrscheinlich man einen bestimmten Betrag X verliert. Wahrscheinlichkeit und potentiell – klingt alles sehr vage. Und leider ist es auch so. Nicht nur, dass Risiko vor dem Investitionserlös nicht präzise bestimmt werden kann. Denn der Profit oder Verlust an einer Investition kann erst bei Fälligkeit, also beim Verkauf, präzise bestimmt werden. Aber auch nach Ende einer Investition kann Risiko nicht genau bestimmt werden, da wir auch im Falle eines Profites nicht sagen können, dass die Investition von vornerein ohne Risiko war.

Auch wenn man es gerne hätte – das Risiko einer Investition lässt sich nicht eindeutig bestimmen und schon gar nicht in eine einzige Kennzahl zusammenfassen. Wir können nur versuchen, den potentiellen Verlustbetrag und die Verlustwahrscheinlichkeit möglichst zu verringern.

Was könnte diese maßgeblichen Faktoren beeinflussen? Zum einen hängt das Risiko eines Verlustes von dem darunterliegenden Unternehmen ab. Läuft es beim Unternehmen nicht gut und es schreibt kontinuierlich Verluste, ist es sehr wahrscheinlicher, dass auch der Investor Geld verliert. Zum anderen hängt es von dem Preis ab, den man für eine Aktie gezahlt hat. Je mehr du für ein Unternehmen zahlst, desto mehr Geld kannst du verlieren – dein potenzieller Verlustbetrag ist höher.

Genau auf diese beiden Faktoren fokussiert sich der Value Investor. Er versucht das Risiko zu minimieren, in dem er starke Unternehmen zu einem niedrigen Preis kauft, also mehr für das gezahlte Geld bekommt. Das schafft er, in dem er sich vor einem Kauf sehr gut über Unternehmen informiert, um daraus die Starken zu finden. Nur wenn der Preis niedriger ist als der intrinsische Wert, schlägt und nurer zu zuschlägt, wenn der Preis niedriger ist als der intrinsische Wert.

Welcher der beiden Wegen zur Risikobeurteilung würdest du für eine Investitionsentscheidung auswählen, um langfristig möglichst wenig er Geld zu verlieren? Lieber einfach Aktien mit einem geringen Beta-Wert kaufen oder starke unterbewertete Unternehmen suchen und günstig kaufen? Für den Value Investor ist zumindest die Antwort glasklar. Starke Unternehmen für wenig Geld kaufen ist der langfristige Weg zum Reichtum.